Torben (29 Jahre) und Bekki (27 Jahre) auch bekannt unter @the.crafter.vanlife auf Instagram, haben eigenständig ihren VW Bus zu einem Wohnmobil ausgebaut und bereits diverse Reisen mit Hund Emma durch Skandinavien gemacht. Nun steht eine mehrwöchige Reise durch Europa an und nächstes Jahr sogar eine große USA Reise. Bevor die beiden zu ihrer Europareise starten, haben wir sie in letzter Minute noch abgefangen und auf ein spontanes Interview in ihrem Van getroffen. Und der kann sich wirklich sehen lassen, von Hightech-Ausstattung bis zum ausfahrbaren Badezimmer mit Regendusche, in diesen Van wurde definitiv Liebe bis ins allerletzte Detail gesteckt.
Hey Bekki Und Torben, wie seid ihr auf die Idee gekommen, eigenständig einen Kastenwagen zum Camper-Van auszubauen?
Torben: Wir beide waren dem “Van-life“ schon immer sehr verfallen und viel unterwegs. Damals allerdings noch eher in provisorisch ausgestatteten Fahrzeugen. Da hat man einfach mal den Kombi mit einer Matratze ausgestattet und ist dann mit Freunden Richtung Meer gedüst. Mit 18 war das sicher auch noch sehr abenteuerlich und lustig, aber irgendwann kam dann doch der Wunsch auf, mit etwas mehr Komfort, Freiheit und Möglichkeiten durch die Welt zu reisen. Man ist einfach viel ungebundener, wenn man alles was man braucht direkt im Van hat. Ich (Torben) hab dann damals erstmal mit einem kleineren Bus angefangen und den auch schon ein bisschen ausgebaut, aber bei weitem nicht so aufwändig, wie unseren heutigen Van. Luxus wie eine Küche und Bad gab es nicht. Eine Matratze und ein paar Schränke waren da das höchste der Gefühle.
Naja, uns war immer klar, dass wir noch mehr, weiter weg und vor allem ungebundener reisen wollten und da kam dann der Van ins Spiel. Irgendwo war halt schon immer der Wunsch zu einem richtigen Premium-Reisemobil da, mit großem Bett, Klo und Dusche. Womit man dann auch mal in kältere Regionen fahren kann ohne zu frieren. Ein ganz wichtiger Punkt, weshalb wir entschieden haben selber den VW Bus umzubauen war auch, dass es auf dem Markt nichts Vergleichbares gab das uns angesprochen und wunschlos glücklich gemacht hätte.
Bekki: Wir wollten einfach einen Campervan, der uns von der Einrichtung her wirklich gefällt und modern und attraktiv aussieht und da Draußen gibt es so viele Modelle mit diesem relativ dunklen und teilweise altmodischen Buchenholz, die jetzt nicht unbedingt unser Fall sind. Dabei ist es wirklich nicht mit so viel Aufwand verbunden, das ganze etwas schöner, heller und moderner zu gestalten. Auch vom Aufbau der Inneneinrichtung her, konnten wir so die optimale Lösung für uns gestalten und mussten keine Kompromisse eingehen.
In der Sekunde springt Torben auf und leitet uns mit Stolz zu dem Highlight des Camper-Vans, der Pull-Out- Bathroom. Innerhalb weniger Sekunden zieht er aus einem schrankähnlichen Konstrukt ein komplettes Badezimmer mit integrierter Dusche aus.
Torben: Richtige Regendusche, da kommen nicht nur drei Tropfen raus wie bei ner Standart-Camping Dusche. Unter der kann man auch schon mal 15 Minuten Duschen und einfach genießen.
Inneneinrichtung des Vans (auf der rechten Seite ist das ausfahrbare Badezimmer zu sehen)
War es schwierig den richtigen Kastenwagen zu finden?
Torben: Also sich ausreichend damit auseinander zu setzen, was für ein Auto beziehungsweise Basisfahrzeug man eigentlich haben möchte, ist super wichtig. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten auf dem Markt. Es ist wichtig sich zu fragen was für ein Größenmaß man will. Wir zum Beispiel haben uns für ein Fahrzeug mit maximaler Stehhöhe entschieden, damit wir ausreichend Platz und Komfort haben.
Nach der Größe kommt dann natürlich auch der Preis ins Spiel. Wir haben uns den Van natürlich auch nicht von heute auf morgen angeschafft, sondern wirklich lange gespart. Budgetplanung ist nicht nur für die Anschaffung des Basisfahrzeuges an sich wichtig, sondern auch für den eigentlichen Umbau, hier kann man sich ganz schön verkalkulieren. Gerade wenn man so viele Wünsche hat wie wir hatten (gute Heizung, Gasanlage, ausgefeilte Technik/smart home etc.) dann wird das schnell auch schonmal teurer. Nach der Anschaffung und Budgetplanung geht es dann daran, den für sich selbst optimalen Grundriss der Inneneinrichtung zu planen. Hier orientiert man sich am besten an großen Herstellern und guckt mal was die so machen, die machen das schließlich schon seit Jahren und haben Ahnung. Genau, dann haben wir angefangen unsere Pläne zu zeichnen und dann gings auch schon ans Bauen.
Wie verlief der eigentliche Ausbau beziehungsweise Umbau? Eine große Garage oder Werkstatt braucht man schon oder?
Bekki: Ja auf jeden Fall, wir hatten praktischerweise eine leere Scheune um die Ecke stehen, die wir benutzen konnten. Ohne die wär es echt schwierig geworden, da wir teilweise auch im tiefsten Winter bei Minusgraden an unserem Van gewerkelt haben.
Und wie viel Hilfe von Freunden und Verwandtschaft hattet ihr?
Torben: Gar keine, wir haben so gut wie alles alleine gemacht. Sicherlich ist am Ende nicht alles absolut perfekt geworden aber das macht es ja auch ein bisschen aus, dass man sehen kann, dass es selbstgemacht ist und nicht von irgendeiner Firma gebaut. Ich hab vorher auch schon eine handwerkliche Ausbildung gemacht, das war natürlich recht hilfreich beim Bau. Und es ist irgendwo halt auch echt cool, am Ende sagen zu können, dass man alles selber gemacht hat. Für ein, zwei Dinge wie die Gasabnahme muss man sich natürlich einen Fachman ranholen und ein Elektromeister sollte am Ende auch mal über die ganze Technik drüber gucken, aber ansonsten ist der Van 100 % selfmade. Insgesamt haben wir so um die sechs Monate an dem Van rumgetüfftelt. Man muss dazu sagen, dass ich selbstständig bin und Rebekka grade mit dem Studium fertig geworden war, das heißt wir beide hatten genügend Zeit uns auf den Van zu konzentrieren.
Grob waren wir schon nach ungefähr drei Monaten fertig, haben dann aber noch sehr viele Kleinigkeiten eingebaut. Wir wollten halt wirklich einen Van haben der uns möglichst viel bietet und eine ausgefeilte Technik hat. Trotzdem ist man irgendwie nie ganz fertig, das kann glaub ich auch jeder der selber ein Wohnmobil aus-/umgebaut hat bestätigen. Es gibt immer wieder Kleinigkeiten die man noch besser machen oder verändern könnte. Gelegenheiten zum Nachrüsten sind immer da und die Technik wird ja auch immer besser. Wir haben zum Beispiel noch gestern bis drei Uhr das Gewürzregal angebaut und hier muss noch was verkleidet werden und dort noch was ausgebessert etc. Da ist halt auch irgendwie der Reiz an dem Ganzen, es ist halt echt ein Lebensprojekt.
Blick durch den Van (inklusive des besagten Gewürzregals) 😉
Wie genau läuft die Energieversorgung?
Torben: Wir haben eine Gasanlage und Solaranlage auf dem Dach und sind damit auch recht unabhängig. Das einzige was man ab und zu halt echt mal schneller auffüllen muss ist der Wassertank, obwohl wir da mit einem 250l Tank auch viele Reserven erstmal haben. Aber das ist echt kein Problem, vor allem in Europa kriegst du Frischwasser eigentlich immer und überall, selbst wenn du dann mal beim Bauer nachfragst. Deswegen ist auch manchmal durchaus der Luxus drinnen, morgens 10-15 Minuten zu duschen und nicht die berüchtigte Katzenwäsche zu machen.
Wie sieht das mit Stellplätzen und Wildcamping aus?
Bekki: Also das kommt natürlich aufs Land an, Wildcamping in Europa ist ja fast nirgends mehr erlaubt. Auch in Spanien, wo es bis vor einiger Zeit noch teilweise erlaubt war, will man jetzt viel härter durchgreifen mit direkten Bußgeldern und so. Skandinavien hingegen ist total genial für Wildcamping. In Schweden, Finnland und Norwegen ist es noch erlaubt und die Natur ist unschlagbar, wirklich zu empfehlen. Norwegen war mit Abstand das schönste Land, das wir bis jetzt bereist haben, da waren wir jetzt auch schon 3-4 mal. Ich hab allerdings gehört, dass in Norwegen auch überlegt wird, das Wildcamping abzuschaffen weil es echt viel missbraucht wird leider.
Torben: Oh ja! An jeden, der irgendwie Wildcamping betreibt: bitte bitte nehmt euren Müll wieder mit! Was wir schon erlebt haben, an Unmengen an Müll den manche Camper tweilweise hinterlassen haben, das ist echt traurig.
Für die Stellplätze an sich benutzen wir dann Apps auf denen wir spontan Stellplätze in der Nähe finden. Wir gehen dann zum Beispiel nicht auf Campingstellplätze sondern Wohnmobilstellplätze. Meistens sind die auch echt schön gelegen, aber ohne Hilfe der Apps würde man sie nicht finden. Teilweise sind diese Stellplätze sogar kostenlos. Das ist halt super wenn man vorher nicht viel plant, sonder so fahren will wie man lustig ist.
Ward ihr durch die Höhe des Wagens (3,20m) schon oft eingeschränkt?
Torben: Nein gar nicht, wir hatten vorher etwas Sorge, aber bis jetzt in dem Jahr in dem wir ihn haben sind wir immer überall super durchgekommen und waren so gut wie gar nicht eingeschränkt was Strecken und Brücken angeht
Irgendwelche coolen Leute getroffen und Freundschaften geschlossen?
Torben und Bekki: Ohja, jeden Tag! Torben: Es ist unglaublich wie viele Leute man beim Camping kennenlernt, man hat einfach immer direkt eine Sache die einen verbindet. Das Reisen im Van ist halt echt ein Lifestyle und das verbindet mit Gleichgesinnten sofort. Man ist direkt auf einer Interessenebene und hat was zum quatschen, zeigt sich gegenseitig den Van, guckt mal hier, mal da. Da ist dann halt sofort so ne Sympathie füreinander. Aber auch nicht nur mit anderen Van-Fahrern kommt man super schnell in Kontakt, sondern auch einfach generell mit Leuten aller Art, die man unterwegs beim Reisen trifft. Die finden das dann irgendwie einfach total interessant wie wir reisen, stellen uns Fragen und werfen einen Blick in das Wohnmobil. Man kommt durch den Van einfach super schnell in Kontakt mit anderen.
Besondere Highlights geplant für den Roadtrip? Erstmal geht es Richtung England und Schottland oder?
Torben: Genau. Es ist echt schon alles mega spontan, wir haben uns keine speziellen Ziele gesetzt, wir wollen total spontan gucken und eher die lokalen Orte erkunden.
Bekki: Das ist halt auch mal schön, einfach nur der Nase lang zu fahren und sich die Zeit zu nehmen, etwas zu entdecken. Irgendeinen schönen Ort oder wenn einem die Landschaft irgendwo grade echt umhaut, dann steht man da halt einfach drei Tage und genießt es. Wir freuen uns darauf auch mal eher durch die kleineren und unentdeckten Örtchen zu fahren. Klar sind wir auch in größere Städte interessiert und haben da auch schon viel gesehen, aber das muss ich mit dem Van jetzt nicht unbedingt so haben. Es geht viel mehr echt darum Draußen zu sein, tolle Landschaften zu entdecken und schöne Strecken zu fahren. Wie sagt man so schön: der Weg ist das Ziel. Deswegen fahren wir lieber einfach drauf los und lassen uns überraschen.
Torben: Genau! Was wir uns ansonsten von dem Trip erhoffen, sind raue Küsten, besonders in Schottland auch viele Burgen, Klippen und einfach Natur und Ruhe.
Wie sieht es aus mit Zukunftsplänen?
Torben: Eigentlich war der Ausgangsplan immer ein riesen Roadtrip durch Amerika, der steht jetzt wahrscheinlich nächstes Jahr im September an, für mindestens drei Monate. Deswegen auch diese ganze Technik und Ausstattung in unserem Van, in Amerika ist alles viel extremer von Kälte bis Hitze, darauf wollten wir super vorbereitet sein. Das Auto ist top isoliert und gedämmt etc, also absolut Wetterfest.
Und Hund Emma ist immer dabei?
Bekki: Ja immer, die ist jetzt 11 Jahre, und hoffentlich auch nächstes Jahr in Amerika mit dabei. Nur die Impfungen die sie manchmal für das jeweilige Reiseland bekommt, sind manchmal ein bisschen bestalstend für sie, die letzte hat sie nicht ganz so gut vertragen.
Irgendwelche letzten Tipps für alle Camper und Gleichgesinnten da Draußen?
Torben: Also, erstmal nochmal zum Budget: das Geld wirklich vorher lieber doppelt und dreifach einplanen, es wird wirklich schnell teurer als man denkt, wenn man selber den Van ausbaut.
Dann vielleicht noch ein nützlicher Tipp für den Tüv: wir haben ein bisschen wegen dem Gewicht gebangt. Man darf ja ein gewisses Gesamtgewicht nicht überschreiten. Unser Wagen wiegt jetzt 3 ½ Tonnen. Klingt erstmal sehr viel, aber das Auto an sich ist ja schon 1,2 Tonnen schwer und dann darf man nicht unterschätzen, was das was da noch alles reinkommt wiegt. Ein entscheidener Tipp den ich jedem gebe, der selber am Van rumbaut, ist, sich schon vorher beim TÜV einen Ansprechpartner zu suchen, mit diesem das Projekt zu besprechen und diesem so alle zwei Monate den Prozess zuzeigen und dann wird das bei der Abnahme auch kein Problem mehr. Wenn man direkt mit dem fertig ausgebauten Wagen da hin kommt ohne sich vorher schon mal vorgestellt zu haben, wirds viel eher kritisch als wenn der Tüv Abnehmer einen schon kennnt.
Vielen Dank, Torben und Bekki (und Emma), wir wünschen euch eine tolle Reise und hoffen in Zukunft noch mehr von euch und euren Abenteuern mit dem Campervan zu hören!