Frankreich, eines der camperfreundlichsten Länder Europas, erwartet nicht nur Franzosen selbst, sondern auch Camper aus aller Herrenländer. Und das nicht nur in der Hauptsaison.
Während vor allem in den Sommermonaten viele Camper mit dem Zelt unterwegs sind, trifft man rund ums Jahr vermehrt Wohnmobilisten. Letztendlich sind natürlich auch Wohnwagenfahrer unterwegs. Für jeden hat das Frankreich den passenden Stellplatz, um in freier Natur, nahe an Ortschaften und/oder Sehenswürdigkeiten, an Seen, Flüssen oder einem der beiden Meere – dem rauen Atlantik oder dem eher mondänen Mittelmeer – zu stehen.
Wildcamping in Frankreich – Frankreich ist so vielseitig, dass die Entscheidung, wohin die Reise gehen soll, schwer fällt:
Ein Meer mit gigantischem „Sandkasten“ oder eines mit wildromantischer Küste, glasklaren Flüssen und Seen, imposante Berge – etwa in den französischen Alpen oder in den Pyrenäen -, sanfte Hügel oder plattes Land. Die Vegetation reicht von dichten Wäldern über mediterrane Macchia, von lila Lavendelfeldern über Eukalyptusbäume, Oliven- und Walnusshaine, bis hin zu Zitrusbäumen, Kakteen und zahlreichen anderen Pflanzen, die die Sinne betören. Das Ganze wird komplettiert durch den Gesang der Zikaden sowie vorbeihuschende Eidechsen.
Ebenso abwechslungsreich wie die Natur sind die Sehenswürdigkeiten:
beeindruckende Orte, die von langer Geschichte und Tradition erzählen, atemberaubende Schluchten – etwa die Verdon-Schlucht -, Schauplätze vergangener Kämpfe – beispielsweise die Landungsstrände des D-Days -, Weinbau, Schlösser, Burgen, Kanäle und, und, und. Zudem ist Frankreich „steinreich“, denkt man an die unzähligen Dolmen und Menhire.
La France ist das Campingland schlechthin…
Vielfältigkeit besteht ebenso bei den Möglichkeiten des Campens. Beinahe jeder Ort besitzt einen Campingplatz, einen „Camping Municipal“ oder einen Wohnmobil-Stellplatz.
Der Camping Municipal ist ein einfacher, meist kleiner Platz, der der Gemeinde gehört. Andere kleine und große Campingplätze werden privat oder von einer Camping-Kette geführt und sind unterschiedlich ausgestattet. Wohnmobilstellplätze hingegen richten sich an Camper mit derartigen rollenden Heimen und sind meist mit Ver- und Entsorgungsstationen sowie teilweise Strom ausgestattet. Desweiteren bieten einige landwirtschaftliche Betriebe sowie Weinbauern „Camping à la ferme“ oder Plätze im Rahmen von „France-Passion“ an. Neben all dem besteht theoretisch die Möglichkeit des Wildcampens. Es ist also unumstritten: Frankreich ist gemacht fürs Camping.
Wildcamping Frankreich – Ein Hauch von Freiheit und Verbotenem
Sich für Wildcamping zu entscheiden hat viele, individuell unterschiedliche Gründe. Einer davon ist, dem „Kuschel-Camping“ zu entkommen, denn speziell im Hochsommer stehen Camper mit ihrem Gefährt oder ihrem Zelt oft dicht an dicht und sehen dem Nachbarn vom eigenen Fenster aus auf dessen Teller.
Ein weiteres Motiv ist, dass man – ohne störende menschliche Geräusche aus der Nachbarschaft – der Natur so nah wie möglich sein möchte. Lediglich das eigene Schnarchen, das Zirpen der Zikaden oder der Ruf der Nachtigall sowie das Rauschen des angrenzenden Wassers sind gern in Kauf genommene akustische Störungen.
Ein seltenerer – aber nicht haltbarer – Grund ist der finanzielle Aspekt: Manch einer glaubt, Campingplatzgebühren zu sparen, was sich natürlich dann nicht rechnet, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist und nicht mit den Ordnungshütern rechnet, die dem Wildcamping eventuell Einhalt gebieten und mit Strafgebühren jegliches Preisangebot eines 5-Sterne-Campingplatzes sprengen.
Wer sich fürs Wildcampen entscheidet, entscheidet sich für einen gewissen Grad an Freiheit, und verzichtet auf einigen Komfort und Luxus – abgesehen vom dem, was das eigene Wohnmobil bietet.
Ein Irrglaube ist, dass man bei dieser Form von Camping tun und lassen kann, was man will. Wildcamping hat seine eigenen Gesetze und Regeln – auch in Frankreich! Und (eigentlich) ist es sowieso verboten…
Wildcamping Frankreich – Auch Freiheit muss sich anpassen!
Im Prinzip ist Wildcamping verboten! Aber Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn es da in der Rechtslage nicht Schlupflöcher oder gar „tolerierte Rechtsbrechungen“ gäbe. Zudem ist der Begriff „Wildcamping“ auch großzügig auszulegen…
Relativieren wir also nun dieses abschreckende Verbot und die Begrifflichkeit. Wenn folgende Dinge beachtet werden, bleibt ein sinnvoller Rest an Möglichkeiten des Wildcampens bestehen:
- Meiden Sie stark frequentierte Strände oder Touristenhochburgen! Da gibt es offizielle Plätze für Camping, und die lassen sich natürlich nicht gerne das Geschäft kaputt machen. Hier wird zudem eher kontrolliert, und man verteilt schon mal die ein oder andere Ordnungsstrafe. Bestenfalls – trifft man auf freundliche „Offizielle“ – wird man lediglich gebeten, die „Zelte abzubrechen“.
- Mancherorts stehen Schilder mit der Aufschrift „Camping reglementé – s’adresser à la mairie“. Das bedeutet, dass man sich an die Bürgermeisterei wenden kann und dort einen Übernachtungsplatz zugewiesen bekommt.
- Beim örtlichen Touristenbüro – dem office de tourisme, kurz OTSI – kann man in Erfahrung bringen, wo man unbehelligt übernachten darf.
- Speziell in ländlichen Gebieten ist es möglich, den ein oder anderen Besitzer eines Bauernhofes bzw. eines Grundstückes höflich um einen Übernachtungsplatz zu fragen. Mit dessen Genehmigung ist Camping auf Privatgrundstücken erlaubt. Einziger Wermutstropfen: Die Franzosen sind eigen, was ihre Sprache angeht. Ein paar Brocken Französisch sollten Sie aus Ihrer Schulzeit schon noch rauskramen!
- Übernachten am Straßenrand oder auf Parkplätzen ist überall dort mit dem Wohnmobil für eine Nacht erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Auslegungssache! Allerdings ist campingähnliches Verhalten – also Zelt aufschlagen, Markise, Tisch und Stühle rausholen etc. – zu vermeiden. Meist gilt: maximal 24 Stunden bis 7 Tage – je nach Örtlichkeit.
Wer vorhat, in einem Nationalpark zu campen, sollte wissen, dass hier Zelten verboten ist und dass kontrolliert wird. Wer jedoch zu Fuß mit Sack & Pack unterwegs ist und rund eine Stunde Fußmarsch benötigen würde, um wieder raus in die Zivilisation zu gelangen, für den gibt es Sonderregelungen. So darf man beispielsweise in einigen Parks zwischen 19 und 9 Uhr zum Übernachten zelten. Am besten erkundigt man sich im Vorfeld über die Regelungen.
Wichtig: Keine Abfälle hinterlassen, keine Pflanzen beschädigen sowie keine Tiere stören! Das sollte jedoch für Naturliebhaber – also für Camper – eine Selbstverständlichkeit sein!
- Das Land ist groß und stellenweise sehr einsam. Gerade in diesen abgeschiedenen Regionen findet man – etwa in den Pyrenäen – immer wieder ein Fleckchen zum Wildcampen.
- Niemals auf Autobahnraststätten nächtigen! Genau das sind die Plätze, wo etliche Touristen schlafenderweise in ihren Wohnmobilen oder Wohnwagen ausgeraubt wurden!
- Wer mit seinem Wohnmobil in einer bewohnten Straße stehen möchte, sollte nach dem Prinzip handeln: Ich platziere mich so, dass es die Anwohner nicht stört.
- Außerhalb der Saison finden sich eher Möglichkeiten zum Wildcampen. Schließlich haben dann ja auch viele Campingplätze geschlossen und man verdirbt ihnen nicht das Geschäft…
Wildcamping bedeutet keineswegs, sich über Tage, Wochen oder Monate an einem Platz auszubreiten. Begnügen Sie sich mit einer Nacht!
Wildcamping Frankreich – entsprechendes Verhalten:
- Kein offenes Feuer!
- Keinen Müll hinterlassen!
- Weder den Abwassertank noch die Toilettencassette entleeren (Es gibt genügend Ver- und Entsorgunsstellen)!
- Keinen unnötigen Lärm!
- Respektvoll mit der Natur umgehen!
- Keinen Dauerurlaub!
Wildcamping Frankreich – Quintessenz
Trotz offiziellem Verbot kann man in Frankreich wildcampen, wobei der Begriff Auslegungssache ist. Generell gilt, dass dies im Norden Frankreichs sowie in den Französischen Alpen und Pyrenäen oder in der Landesmitte eher möglich ist als an der Côte d’Azur beziehungsweise im Süden Frankreichs.
- Die Möglichkeiten sind in touristisch weniger erschlossenen Regionen wesentlich vielschichtiger.
- Nie auf Autobahnraststätten übernachten!
- Campingähnliches Verhalten ist soweit wie möglich zu vermeiden, zudem ist die Natur zu respektieren. Ferner sollte es selbstverständlich sein, nicht tage- oder wochenlang an einem Fleck zu bleiben.
- Außerhalb der Hauptsaison stehen die Chancen besser, Wildcamping zu betreiben.
Last but not least muss man sich darüber im Klaren sein, dass Wildcamping verboten ist und dass eventuell kontrolliert wird, was bedeutet: Man wird im besten Fall fortgeschickt, im schlimmsten mit einer saftigen Geldbuße belegt. Diskussionen zwecklos!