Freiheit – Natur – Jedermannsrecht – Wildcampen – Schweden. Das klingt so einfach. Ist es auch, jedoch nicht immer, denn nur dann, wenn du einige Grundregeln beachtest, kannst du in Schweden beim Wildcampen den schönsten Urlaub deines Lebens verbringen.
Wildcampen in Schweden – Was ist das?
Laut Definition bedeutet Wildcampen, dass du dort, wo kein offizieller Camping- oder Stellplatz existiert, deinen Stuhl und deinen Tisch aufstellst und eventuell sogar übernachtest. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob du lediglich mit Ruck- und Schlafsack, mit dem Zelt, dem PKW, einem Wohnwagen oder einem Wohnmobil unterwegs bist. Für passionierte Wildcamper impliziert das Ganze, in Einklang mit der Natur leben, dort sein Lager aufzuschlagen, wo es einem gefällt, dort zu übernachten und das Gefühl von Abenteuer und Freiheit zu genießen.
Es gibt übrigens eine Form, die dem Wildcampen sehr nahe kommt und auf jeden Fall legal ist: Frage beim Bauern, Reiterhof etc. nach, ob du eventuell für ein oder zwei Nächte dort bleiben darfst. Manchmal kannst du das für wenig oder gar kein Geld. Allerdings solltest du dich erkenntlich zeigen und wenigstens die von ihm angebotenen Produkte kaufen.
Für und Wider des Wildcampens in Schweden
Einer der Vorteile liegt selbst jedem Nicht-Camper auf der Hand: Man spart Übernachtungskosten. Für die Anhänger des wilden Campens jedoch gibt es weitere, nachvollziehbare Vorzüge: Du suchst dir deinen Platz vor Ort selber aus, was in der Regel bedeutet, dass du mitten in der Natur bist, wo es leise und romantisch zugeht. Ferner wird jeder, der in einem Großraumbüro, am Fließband oder generell an einer Arbeitsstätte mit viele Menschen drumherum arbeitet, die Einsamkeit schätzen. Also, keine schreienden Kinder, keine bellenden Hunde, kein Autolärm, kein Schnarchen des Nachbars oder Geschrei streitender urlaubender Paare. Die einzigen Geräusche, die dich stören könnten, sind die von im Gebüsch raschelnden Tieren, von zwitschernden Vögeln oder dein eigener Herzschlag, wenn dein Herz vor Freude zerspringen mag. Ach ja, an Vorschriften, die auf Campingplätzen herrschen, musst du dich auch nicht halten. Na, wenn das nichts ist!?
Da wo es dennoch Vorteile gibt, existieren natürlich auch Nachteile. Du musst beim Wildcamping sowohl auf Strom als auch auf frische Brötchen am Morgen verzichten. Aber macht dir keine Sorge! Denn das kann man aushalten! Auch die sanitären Anlagen eines Campingplatzes mit warmer Dusche etc. wirst du missen müssen. Geht auch! All das gilt natürlich für Wohnmobilisten weniger, die sowohl ihre Dusche als auch ihre Toilette, vielleicht sogar ihren Stromwandler an Bord haben und Dank einer Solaranlage sogar mehrere Tage autark sind. Egal, mit was du unterwegs bist, den Nachteil, dass du – je nachdem, wo du stehst – vertrieben oder gar zur Kasse gebeten wirst, musst du beim wilden Campen mit einplanen.
Verhaltensregeln
Wer wild campt, sollte sich an bestimmte Dinge halten, damit wir Camper nicht noch mehr in Verruf geraten, als das teilweise schon der Fall ist. Oberstes Gebot ist: Verlasse den Platz so, wie du ihn vorgefunden hast! Das gilt natürlich nur dann, wenn du dir auch einen wirklich sauberen Platz ausgesucht hast. Aber ehrlich: Wer würde schon freiwillig auf einer Müllhalde campieren?
Regel Nummer 2 ist: Sei kein Hindernis – weder für Mensch noch für Tier oder Pflanzen!
Im Detail bedeutet das:
• Hinterlasse keinen Müll!
• Wer mit Wohnmobil unterwegs ist, sollte keinesfalls Grauwasser oder die Toilette außerhalb der vorgesehenen Ver- und Entsorgungsstationen ablassen beziehungsweise entleeren.
• Kein offenes Feuer! (Es sei denn, es existiert eine offizielle Feuerstelle.)
• Campiere nicht auf Wanderwegen oder in Wohnsiedlungen.
• Eine Nacht an einem Ort reicht!
• Wildcampen in Naturschutzgebieten sollte gemieden werden, es sei denn, es ist erlaubt oder toleriert.
• Stehen bereits mehr als ein Zelt oder ein Wohnmobil am Platz, solltest du weiterziehen, schließlich wollt ihr ja keinen neuen Campingplatz eröffnen.
• Nimm Rücksicht auf brütende Vögel und blühende Pflanzen!
Schweden, das Köttbullar- & Pipi-Langstrumpf-Land
Schweden, das Land unserer Kinderbücher, das Land voller Wälder, Seen und Inseln, das Land der Elche, Trolle und Blaubeeren. Hier bist du noch eins mit der Natur. Hier wartet auf dich das (wilde) Campingabenteuer. Hier kannst du dich sicher fühlen!
Kaum ein anderes europäisches Land ist bei Campingfreunden so beliebt wie Schweden. Hier kann man kilometerlang fahren oder wandern, ohne im menschlichen Touristenstrom unterzugehen, hier geschehen „Wunder“ – man denke nur an das Polarlicht -, hier findest du ein gut ausgebautes Straßennetz, und hier herrscht das „Allemansrätten“, das „Jedermannsrecht“… Wirklich?
Wildcampen in Schweden im Land der Elche
Das „Jedermannsrecht“ wird bei uns häufig falsch interpretiert: Viele Wohnmobilisten, Wohnwagenfahrer oder Rucksacktouristen glauben, darin eine Art „Freifahrtschein“ zu sehen, und in der Natur alles machen zu können, was ihnen gefällt. Stopp! Dem ist keineswegs so!
Das von der schwedischen Verfassung gewährleistete „Allemansrätten“ ist ein altes Gesetz, das den Gemeingebrauch bezüglich des Aufenthaltes in der Natur, das freie Bewegen in selbiger, regelt. Das bedeutet, dass man sich auf Wiesen, Feldern, Wäldern und an Seen frei bewegen kann, ohne verjagt zu werden. Natürlich nur dann, wenn du nicht mitten durch ein Gemüsebeet latschst!
Die Rechtslage besagt, dass du in Schweden überall Rad fahren, wandern, reiten oder auch zelten darfst, sofern du dich an die Regel „Nimm Rücksicht auf Mensch und Natur!“ hältst. Einmaliges Übernachten, also Wildcampen, ist demnach erlaubt. Ausnahmeorte sind private Gärten, besiedelte Wohngegenden beziehungsweise in deren Sichtweite, sowie bestelltes Ackerland.
Klingt alles verlockend!? Ist es auch, sofern man sich an die vorgegebene Rechtslage hält. Und die bedeutet genauer betrachtet:
Wildcampen in Schweden ist für ein bis drei Nächte gestattet, wenn weder Natur noch Menschen behelligt und keine Verbotsschilder missachtet werden. Das wilde Zelten in Naturschutzgebieten und Nationalparks ist jedoch untersagt. Schlafen unter freiem Himmel wiederum ist auch hier erlaubt. Klingt kompliziert!? Im Notfall also neben dem Wohnmobil schlafen?
Urlauber, die im Auto, im Wohnwagen oder im Wohnmobil außerhalb der offiziellen Camping- und Stellplätze nächtigen möchten, ist es erlaubt, bis zu 24 Stunden am Straßenrand oder auf gekennzeichneten Flächen zu stehen. An Wochenenden oder Feiertagen verlängert sich die Frist bis zum nächsten Werktag. Übrigens: Laut Gesetz ist das Übernachten auf Privatgrundstücken selbst mit Genehmigung des Eigentümers verboten.
Fazit: Freies Übernachten für Camper mit Zelt, ja! Wohnwagen- und Wohnmobilfahrer dürfen dieses jedoch offiziell nicht!
Und nun?
Lass dich nicht abschrecken! Die Realität sieht meist anders aus: Zahlreiche offizielle Wohnmobilstellplätze vermitteln – gerade in abgelegenen Gegenden – den Eindruck, man würde hier wild campen. Kein Massenandrang! Inmitten der Natur.
Zudem gibt es an den zahlreichen Seen Schwedens fast immer direkt am Ufer oder mindestens in Ufer-Nähe Grillplätze und/oder Parkplätze, auf denen du getrost tagsüber aber auch eine Nacht stehen kannst. Allerdings sollte „Campingverhalten“ – also Markise, Tische und Stühle sowie den kompletten Hausrat raus – unterlassen werden.
Noch ein Tipp: Führt eine Straße als Sackgasse in den Wald, an einen See oder ans Meer, so schau auf dein Navi oder bei Google-Maps nach, denn in vielen Fällen endet der Weg auf einem – meist einsamen – Parkplatz, auf dem du gut stehen und übernachten kannst. Es sei denn, es gibt Verbotsschilder…
Genieße Wildcampen in Schweden und die unendliche Freiheit! Ideale Touren kannst du durch Mittelschweden machen, wo dich dichte Wälder zur absoluten Sauerstofftherapie, Pilze und Beeren zum Sattessen, aber auch Seen zum Kanu fahren einladen. Ein Plätzchen für die Übernachtung findest du hier – abseits der Zivilisation – immer.
Natürlich kannst du im Norden Schwedens auch prima wildcampen und das Polarlicht bestaunen. Aber aufgepasst und warm anziehen: Das Klima ist hier viel rauer!
Wenn du Lust hast, kannst du auch die Nachbarländer Dänemark & Norwegen entdecken!
Bedenke
Es ist verboten, quer durchs Gelände, außerhalb vorgegebener Straßen, mit Motorfahrzeugen aller Art zu fahren. Privatstraßen und –wege sind für Wohnmobile und Autos gesperrt!
Ein Tipp zum Abschluss
Frage in den Gemeinden nach, dort kann man dir häufig einen Platz nennen, auf dem du stehen darfst.