Du fühlst dich genervt von der Hektik und dem Lärm in der Stadt? Du sehnst dich nach Ruhe und dem Eintauchen in die Natur? Dann packe deine Siebensachen und erkunde Island, die Insel aus „Feuer und Eis“. Hier erwartet dich eine Landschaft von atemberaubender Schönheit. Schroffe Vulkane, beeindruckende Gletscher und heiße Springquellen, sogenannte Geysire, vermitteln dir ein völlig neues Lebensgefühl. Um Island zu entdecken, solltest du mit dem Auto oder mit dem Wohnmobil fahren, denn es gibt dort keinen Schienenverkehr zur Personenbeförderung. Zudem sind Taxen und Busse sehr teuer. Wie bei jeder Auslandstour mit einem eigenen oder gemieteten Fahrzeug ist es ratsam, dass du dich vorher schlaumachst, welche Regeln es beim Fahren in Island zu beachten gilt.
Straßennetz in Island
Gemächlich aufs Gaspedal treten, Geschwindigkeitsbeschränkungen beachten und ab geht es in die große Freiheit auf der Ringstraße. Diese gut ausgebaute Strecke, die 1.332 Kilometer lang ist, führt einmal um Island herum und gleicht Landstraßen in Deutschland. Angesichts der faszinierenden Naturkulisse, die dich umgibt, dürfte es dich vermutlich reizen, von dieser Route abzuweichen, um ins Innere der Insel vorzudringen. Doch so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst, ist das Fahren in Island nicht. Trips jenseits der Ringstraße sind teilweise verboten beziehungsweise an Voraussetzungen geknüpft und können auch einige Herausforderungen sowie Gefahren in sich bergen.
Bei den sogenannten F-Straßen, die ins Landesinnere führen, handelt es sich um Hochlandschotterpisten, die nur für geländegängige Fahrzeuge zugelassen sind. Außer 4×4 Allrad-Camper gelten Wohnmobile als nicht hochlandtauglich. Die F-Straßen sind von November bis Mai/Juni geschlossen. Oftmals kommt man auf diesen unbefestigten Wegen auch in die Situation, einen Bach durchfahren zu müssen. Dieses sogenannte Furten erfordert vom Fahrer viel Geschick und Weitsicht, denn ein Rinnsal kann sich bei Regen schnell in einen reißenden Fluss verwandeln, was sich bei der Rückfahrt als ein Problem herausstellen könnte. Oder es liegt möglicherweise ein großer Stein auf dem Boden des Gewässers, der eine Beschädigung des Fahrzeugs verursachen kann.
In Island gibt es zudem viele einspurige Brücken, allein auf der Ringstraße 39 an der Zahl. Diesen solltest du dich mit reduzierter Geschwindigkeit nähern, denn Vorsicht ist nicht die Mutter der Spaßbremse, sondern die der Porzellankiste. Bei Gegenverkehr gilt hier, dass derjenige Vorfahrt hat, der als Erster die Überquerung erreicht. Auf dieses Recht solltest du indes nicht beharren, zumal das Fahren in Island stets mit gegenseitiger Rücksichtnahme verbunden ist. Vielleicht kennt ja dein Gegenüber die Regeln für das Passieren einer Brücke nicht?
Auf der Insel gilt Rechtsverkehr. Das Fahren in Island ist zügig, aber entspannt und von Höflichkeit geprägt. So haben Fußgänger immer Vorrang, auch wenn sie sich nicht an einem Zebrastreifen befinden und dennoch die Straße überqueren wollen. Fahren in Island bedeutet, sich Zeit zu nehmen, nicht von A nach B zu hetzen und anderen gegenüber Respekt zu zollen.
Allgemeine Fahrvorschriften in Island
Auf der Vulkaninsel im Nordatlantik gelten viele Regelungen, wie sie international bekannt sind. Im Unterschied aber zu manch anderen Ländern, in denen sie etwas lascher gehandhabt werden, zieht eine Nichteinhaltung in Island drakonische Maßnahmen wie extrem hohe Geldstrafen bis hin zum Führerscheinentzug nach sich. Bußgelder darf die Polizei direkt vor Ort einfordern.
- Geschwindigkeit
- Innerhalb der Ortschaften sind 50 km/h oder 30 km/h erlaubt.
- 90 km/h darf man auf außerörtlichen Asphaltstraßen mit dem Auto oder mit dem Wohnmobil fahren.
- 80 km/h Höchstgeschwindigkeit ist auf außerstädtischen Schotterwegen einzuhalten.
- Alkohol
- In Island gilt die 0,5-Promille-Grenze.
- Handy
- Es ist lediglich gestattet, das Handy im Hand-Free-Modus zu benutzen.
- Licht
- Pflicht ist das Anschalten der Scheinwerfer rund um die Uhr.
- Sicherheitsgurt
- Das Anlegen des Sicherheitsgurtes ist ein Muss sowie die Unterbringung von Kindern in geeigneten Sitzen.
- Reifen
- Von Anfang November bis Mitte April müssen Fahrzeuge mit Winterreifen ausgestattet sein.
Verkehrszeichen
Wie beispielsweise in Deutschland sind auch in Island die Verkehrsschilder in folgende drei Kategorien unterteilt: Verbots-, Gebots- oder Gefahrenzeichen. Darüber hinaus gibt es Informationstafeln mit speziellen Hinweisen für Touristen, aber auch für die Einwohner.
Die meisten Schilder erklären sich von selbst und sind denen in anderen Ländern der Welt ähnlich. Lediglich in der Farbgebung finden sich Unterschiede. So haben die überwiegend runden Verbotszeichen einen roten Rand und gelben Hintergrund. Gebotsschilder sind an einem blauen Hintergrund und weißen Rand zu erkennen. Die meisten Gefahrenzeichen haben eine dreieckige Form, einen roten Rand sowie einen gelben Hintergrund.
Viele Informationsschilder und solche, die auf eine Gefahr aufmerksam machen, sind den Besonderheiten einer Vulkaninsel geschuldet und sind vor allen Dingen außerhalb von Ortschaften zu finden. Hierzu zählen u.a.:
- Gefahrenschilder, die vor einer unübersichtlichen Bergkuppe warnen. Hier solltest du besonders wachsam sein und trotz des geringen Verkehrsaufkommens in Island mit möglichem Gegenverkehr rechnen.
- Gefahrenschilder, die vor einer Flussdurchquerung warnen. Für diese bedarf es eines Wagens mit Allradantrieb sowie von ausreichender Höhe. Es gibt zahlreiche Autoverleiher, die eine Flussdurchquerung ausdrücklich untersagen. Wer es dennoch wagt und dabei beispielsweise steckenbleibt, muss damit rechnen, die Begleichung der Kosten für eine Bergung aus eigener Tasche bezahlen zu müssen.
- Informationsschilder, auf denen ein weißes „M“ auf blauem Hintergrund abgebildet ist. Sie weisen bei schmalen Straßen darauf hin, dass es Ausweichmöglichkeiten gibt.
- Informationsschilder, auf denen eine Kamera abgebildet ist. Hierbei handelt es sich nicht um den Tipp, dass es sich lohnt, die Gegend zu fotografieren. Vielmehr sind sie eine Ankündigung von Geschwindigkeitskontrollen. Entdeckst du indes ein sogenanntes Schleifenquadrat, dann befindest du dich in der Nähe einer Sehenswürdigkeit.
- Informationsschilder, auf denen eine badende Person sowie ein Thermometer abgebildet sind. Hier hast du Gelegenheit, dich in einem der zahlreichen beheizten Außenbäder in Island von deiner Autofahrt zu erholen.
Mit dem Wohnmobil fahren in Island
In Island ist es seit einigen Jahren verboten, in bewohnten Gebieten oder außerhalb von Campingplätzen mit dem Wohnmobil freizustehen. Mit über 60 Campingplätzen, auf denen in der Regel genügend freie Stellplätze vorhanden sind, dürfte die Unterbringung deines Fahrzeugs aber kein Problem darstellen. Darüber hinaus bieten auch einige Bauernhöfe Camping an. Geöffnet sind die meisten Campingplätze ab etwa Mitte Mai bis Ende August.
Wie überall in Europa weisen die Anlagen unterschiedliche Ausstattungen auf, was sich in den Preisen niederschlägt. Im Durchschnitt liegen sie bei zwölf bis 15 Euro pro Person und Nacht. Extrakosten wie Strom sind meistens separat zu begleichen.
Aufgrund der sich schnell ändernden und oft auch extremen Wetterverhältnisse in Island ist es empfehlenswert, dass du deine Reiseroute mit dem Wohnmobil diesen anpasst. Ist irgendwo starker Wind angekündigt, solltest du dir besser eine Gegend aussuchen, in der es nicht so heftig pfeift. Für Camper ist es auch ein guter Tipp, sich ein geländetaugliches Fahrrad mitzunehmen, da das Befahren von Strecken im Landesinneren nicht allen Wohnmobilen erlaubt ist. Auf diese Weise hast du die Möglichkeit, die Schönheiten der Insel zu entdecken und gleichzeitig in deinem mobilen Zuhause Urlaub machen zu können.
Versicherung für das Fahrzeug
Neben einer Vollkasko-Versicherung macht es Sinn, auch noch eine zusätzliche Versicherung für Glas, Unterboden und Reifen abzuschließen, denn an diesen Teilen des Fahrzeugs können leicht Schäden durch Steinschlag entstehen. Manche Autoverleiher möchten dir darüber hinaus eine Versicherung gegen Beschädigungen am Wagen durch Asche und Sand schmackhaft machen. Das Beste ist, du liest dir die Bedingungen deines Vertrages genau durch, um zu überprüfen, welche Schadensfälle darin bereits abgedeckt sind.
Tipps
- Wenn du mit deinem Auto in der unendlichen Weite des Hochlands kurz anhältst, um Fotos schießen zu wollen, stelle es gegen die Windrichtung, damit dir die aufbrausenden Böen beim Aussteigen nicht die Türen wegfegen. Parken darfst du allerdings nur in Fahrtrichtung.
- Überprüfe regelmäßig den Reifendruck nach einer Fahrt über Schotterwege.
- Informiere dich über aktuelle Wetterlagen, Vulkanaktivitäten, Wasserstände und Lawinenrisiken. Hierfür gibt es sehr gute Apps. Richte deine Routenplanung nach den günstigsten Bedingungen aus und halte nicht stur an ihr fest. Wer mit dem Wohnmobil fahren möchte, sollte darauf achten, dass der Wind nicht stärker als 15 m/s ist.
- Konzentriere dich beim Fahren, denn du musst immer damit rechnen, dass unvermittelt frei laufende Tiere wie Pferde oder Schafe die Straße überqueren. Rottet sich eine Schafherde vor deinem Fahrzeug zusammen, kannst du an ihr am Straßenrand im Schritttempo vorsichtig vorbeifahren. Im Falle eines versehentlich angefahrenen Tieres solltest du die Notrufnummer 112 anrufen, die die Polizei einschaltet. Während du auf deren Einsatz wartest, solltest du den Warnblinker anschalten und ein Warndreieck aufstellen. Dies dient nicht nur der Warnung anderer Verkehrsteilnehmer, sondern schützt auch vor der Rache unberechenbar reagierender Muttertiere von beispielsweise verletzten Fohlen oder Lämmern.
- Nimm ein Fernglas mit, denn du kommst nicht an alle Stellen der Insel so nahe heran, wie du es dir wünschst.
Fazit: Mit dem Fahrzeug unterwegs in Island
Die Insel aus „Feuer und Eis“ freut sich auf deinen Besuch. Deine Auszeit aus dem Alltagstrott wird nicht vergleichbar sein mit einem Relax-Urlaub am Strand des Mittelmeeres. Vielmehr erwartet dich in Island eine Mischung aus Nervenkitzel und Erholung der besonderen Art, denn die einzigartige Natur zeigt sich sowohl von seiner bedrohlichen als auch von seiner umwerfend schönen Seite. Doch wer sich an die vorgegebenen Verhaltensregeln hält, ist auf der sicheren Seite, sodass er das Fahren in Island als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung behält.
Weltenbummler suchen das Außergewöhnliche und bewegen sich gern jenseits des Mainstream-Tourismus. Du bist dabei? Island gilt immer noch als ein Geheimtipp. Aber die Zahl der Urlauber, die diese Insel als Reiseziel für sich entdecken, wächst. Also, nicht lange zögern, Abenteuerlust-Turbo anschalten und das urig-herbe Land der Wikinger mit dem Auto oder Wohnmobil kennenlernen!