Es gibt Leute, die in Sibirien campen, sogar im Winter. Auch am Mount Everest schlagen Frauen und Männer im Basislager ihre Zelte auf. Moderne Ausrüstung sorgt für Wärme und Komfort, selbst dort, wo früher nur Eisbären oder Yetis schliefen.
Wie heißt es doch so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Camping im Frühling kann wunderschön sein. Ein paar Sachen sind zu bedenken und hier sind einige Tipps dazu.
Bloß keine Angst!
Du kannst mehr als du meinst. Auch mehr wagen, mehr entdecken und mehr Natur aushalten als du ahnst. Sicher, im Frühling kann es Nachts noch kalt sein. Es sind weniger Leute unterwegs und vielleicht sind noch nicht alle Plätze fürs Camping geöffnet. Doch der Kontakt zu Mensch und Natur ist intensiver. Wo weniger unterwegs sind, wird man eher wahrgenommen, kommt man ins Gespräch, lernt Land und Leute viel besser kennen als in der touristischen Hauptsaison. Wer wagt, gewinnt und the early bird catches the worm – die schönsten Erlebnisse sind für den ersten Finder.
Sei gut vorbereitet
Klingt simpel, wird aber oft vergessen. Wer natürlich Spaß an unvorhergesehenen Herausforderungen hat, kann einfach losfahren. Wir sind vernetzt, es findet sich schon. Es macht aber auch Freude und wehrt der Unsicherheit sich gut vorzubereiten.
- Wo will ich hin?
- Womit muss ich unter Umständen rechnen?
- Wie begegne ich Schwierigkeiten?
- Was kann ich unterwegs schwer bekommen?
Wer mit dem Camper unterwegs ist, kann sich entweder Gedanken über eine Standheizung machen oder genügend Decken mitnehmen. Im kalten Auto sitzen ist irgendwie ungemütlicher als im Zelt. Zur Not schalte ich den Motor an und fahre weiter. Für einen gut ausgerüsteten, mobilen Camper ist Wetter aber gar kein Problem. Interessanter ist die Herausforderung beim Zelten.
Das Zelt muss stimmen
Das ist im Frühling wichtiger als im Sommer oder während einer Reise im Süden. Denn selbst wenn es mal im Sommer regnen sollte, ist am nächsten Tag wieder alles trocken. Sollte dennoch das Zelt nicht das richtige sein, kann Kälte und Nässe über mehrere Tage unangenehm werden. Das Zelt ist dein Zuhause und da sollte es trocken sein.
Material
Wie wasserdicht das Zelt ist, zeigt die Wassersäule an. Eine Wassersäule von mindestens 2000 Millimetern ist schon angesagt, besser 3000. Wessen Zelt mehr hat, kann damit sogar durch das regnerische Schottland reisen.
Ebenso wichtig und oft unterschätzt ist ein wasserundurchlässiger, hochgezogener Unterboden. Gern sickert das Wasser von unten ein, läuft über den Bodenrand, wohlmöglich vom Überzelt aus, wenn es nicht weit genug ausgespannt ist. Am besten ist hier eine Wassersäule von mindestens 5000 Millimetern, weil man auf dem Boden sitzt oder liegt und dadurch das Wasser zusätzlich hineindrückt. Eine feste Folie unter dem Zelt wehrt ebenfalls die Feuchtigkeit ab.
Ein brauchbares Zelt muss dabei nicht teuer sein. Ich war bestimmt nicht der einzige, der schon Camper über ihr teures Markenzelt hat klagen hören, wohingegen ich mit einem aus dem Internet für 50 Euro auch bei starkem Regen hübsch trocken geblieben war. Also beim Kauf im Internet fleißig Kritiken lesen oder sich gut beraten lassen. Auch auf Nähte und Reißverschlüsse achten.
Aufbau
Klar, das probierst du vorher aus. Lässt es sich gut ausspannen? In Falten sammelt sich sonst Wasser und dort tropft es gern durch. Es muss rasch ablaufen können. Reicht das Überzelt weit genug über das Innenzelt?
Bei jedem neuen Platz ist zu bedenken, wo Wasser lang fließen könnte, ob sich eine windgeschützte Stelle anbietet, etc. Der romantische Platz, vielleicht oben auf einer Plattform oder Kuppe mit herrlichem Blick über Hügel und Meer, ist oft anfällig gegen Unwetter. Für die Nacht sollten pragmatische Kriterien die Wahl bestimmen, wie zum Beispiel der Untergrund. Ein paar Heringe extra und Ersatzleinen zeugen von Voraussicht.
Die Isomatte
Das ist im Frühling wichtig, weil der Boden noch nicht so warm ist. Es hilft unter der eigentlichen Isomatte noch eine billige Alu-Isomatte zu legen. Denn diese zusätzliche Isolierung ist leicht umzusetzen und relativ kostengünstig. Darüber hinaus kann diese tagsüber beim Picknick, am Strand und generell bei jedem Untergrund benutzt werden.
Für die Nacht eignen sich am besten Selfinflating (selbst aufblasende) Isomatten. Die sind in verschiedenen Stärken verfügbar, so dass sich die Frage stellt: leicht oder komfortabel? Da ein guter Schlaf für mehr Kraft und Freude sorgt, sollte hier nicht knauserig vorangegangen werden. Wer um die 20 ist, den/die mag das alles nicht zu kümmer, denn er/sie haut sich hin und schläft. Für die 30- oder 40-Jährigen lohnt es sich allerdings ein bisschen mehr daran zu investieren.
Ein guter Schlafsack ist Gold Wert
Ja, wer Daunen und Goretex hat, braucht sich nicht viele Sorgen zu machen. Daunen verlieren viel an Wärmefähigkeit, wenn sie feucht werden, von Innen durch Schwitzen oder von außen durch Nässe. “Der richtige Schlafsack” könnte ein langer, eigener Artikel sein. Wer nicht soviel Geld ausgeben möchte kann es auch mit guter Kleidung oder einer warmen Decke über dem Schlafsack kompensieren.
Bekannt ist ja, dass man nicht die Sachen vom Tag anbehalten soll. Bei einem guten Schlafsack ziehe ich wenig an, weil meine Körperwärme das Isoliermaterial erwärmt. Taugt er nicht so viel oder ist die Nacht besonders frisch, hilft nur das Zwiebelsystem: T-Shirt, Hemd, Pullover, Wollpullover, plus eine Decke über den Schlafsack, so trotzt man auch mit billiger Ausrüstung Temperaturen bis knapp über null.
Großmutter hilft
Entweder Hightech oder ganz simpel. Schon mal daran gedacht eine Wärmeflasche mitzunehmen? Für Leute, die nicht so viel eigene Körperwärme produzieren kann eine Wärmeflasche sehr beruhigend wirken. Warum nicht eine an deie Füße packen?
Kaffee oder Tee!
Am wichtigsten ist aber: Etwas Warmes zu trinken [link heiße Getränke]. Schon die Tasse in den Händen zu halten, tut gut, wenn es abends kühl wird. Oder morgens beim Aufstehen? Kaffee ist Luxus, Tee ist Kultur – gönne es dir. Darum gehört ein kleiner Campingkocher zur Grundausrüstung. Heiße Suppe ist abends wunderbar. Oder wie wäre es morgens mit ein bisschen Porridge? Vielleicht bevorzugst du Müsli mit heißer Milch? Dies dient nämlich als eine gute Grundlage für Tracking oder Radwandern.
Vergiss nicht einige Energiesnacks für den Weg dabei zu haben. Morgens braucht es was zum Wohlfühlen, fürs Herz, für die Seele und den Magen. Somit macht es Spaß aufzustehen, auch wenn es frisch ist. Die Luft ist kühl, aber klar, der Tag wacht auf und man ist voller Energie und Unternehmungslust.
Eine Thermoskanne gehört auch zum Equipment beim Camping im Frühling. Ist dir innen warm, stören dich kühle Außentemperaturen wenig.
Schritt für Schritt
Bereits nach der ersten Nacht entscheidet sich, ob eine Liebe fürs Camping wachsen wird oder das Abenteuer sich nicht wiederholen soll. Es ist wie beim Sport. Wer sich überfordert, tut sich weh. Steigerst du dich hingegen allmählich, schreitest du von Erfolg zu Erfolg. Also fange ich dort an, wo es einfach ist, das Wetter sicher ist und wo ich Campingplätze finde, die etwas Komfort und Schutz bieten und wo ich auf jeden Fall Gesellschaft haben werde. Dann macht es fortschreitend auch Spaß sich in ungemütlichen Situationen zu befinden und die Natur mit allen ihren Launen zu genießen.
Wage es!
Frühlingserwachen im Tourismus. Warum warten bis die Sonne brennt? Wer Neues kennen lernen mag, Land und Leute direkt erleben will, ist früher im Jahr besser dran. Ab April sind die meisten Camping-Plätze geöffnet. Nur wer baden will, muss auf den Sommer warten. Doch der Frühling lockt und lacht dich an.
Und sollte das Wetter zum Heulen sein bist du auf jeden Fall gewappnet!