Wildcamping, was ist das?
Wildes Campen bedeutet Abenteuer. Dich niederlassen und verharren an einem Platz, der Dir besonders gut gefällt, das hat etwas von Freiheit. Campen beginnt dann, wenn Du Dich zum Übernachten niederlässt. Dabei ist es unerheblich, ob Du im eigenen Auto schläfst oder ein Zelt aufschlägst oder vielleicht ganz und gar unter dem freien Himmel schläfst. Auch die Übernachtung in einem Wohnmobil oder Wohnwagen zählt dazu. Wildcamping beginnt dann, wenn Du hierfür keine zum Camping vorgesehenen Einrichtungen wie Campingplätze oder Wohnwagenstellplätze nutzt.
Vor- und Nachteile von Wildcamping
Das wilde Campen bringt einige Vorteile: Du sparst Kosten und Du suchst Dir weitgehend selbst den Platz aus, an welchem Du übernachten wirst. Vielleicht bleibst Du auch länger als eine Nacht. Du bist unabhängig und kannst die Natur so richtig genießen. Oft wirst Du mit einem nahen Kontakt durch Tiere belohnt. Es gibt hier keine Schnarchgeräusche oder lautes Geschirrklappern vom Nachbarn. Du musst Dich in der Natur an keine sozialen Regeln halten. Nachteile hat das wilde Campen jedoch auch: Du hast weder Strom noch sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Außerdem musst Du damit rechnen, dass Du von einem Ordnungshüter zur Kasse gebeten wirst.
Wildcamping in Italien
Grundsätzlich ist in Italien das wilde Campen verboten. Allerdings ist die Umsetzung dieser Regelung im Einzelnen die Angelegenheit der Kommunen, was es nicht einfacher macht. Als Faustregel kannst Du Dir aber schon mal einprägen, dass in touristisch gut erschlossenen Gebieten und an Stränden sehr darauf geachtet wird. Bußgelder in Höhe von mehreren hundert Euro sind sofort fällig. Offiziell schwankt das Bußgeld zwischen einhundert und fünfhundert Euro. Erhoben werden diese nicht nur von der Polizia di Stato, die für die öffentliche Ordnung zuständig ist. Auch Carabinieri und Angehörige der Landesforstbehörden und der Polizia Comunale sind dazu berechtigt.
Wie solltest Du Dich verhalten
Am besten suchst Du Dir sehr abgelegene Stellen für Dein wildes Camping. Vermeide es, in Sichtweite von Wanderwegen, Straßen oder Häusern zu Campen. Mach keinen Lärm und kein Feuer. Das ist sowieso fast überall verboten und so würdest Du noch zusätzlich auf Dich aufmerksam machen. Lass keinen Müll liegen, sondern verlasse den Platz wieder sehr sauber. Am besten so, wie Du ihn vorgefunden hast. Wenn Du niemanden störst und die Natur erhältst, hast Du die besten Chancen. Bist Du mit einem Zelt unterwegs, ist es gut, dieses erst kurz vor dem Dunkelwerden aufzuschlagen und sehr früh am Morgen abzubauen. Am besten bleibst Du auch nur eine Nacht an einem Ort. Der größte Fehler wäre es, wenn Du in einem Naturschutzgebiet Dein Zelt aufbauen würdest und auch die Strafen sind hier berechtigterweise viel höher.
Alternativen
Möchtest Du nur deshalb wild campen, weil Du wenig Geld in der Urlaubskasse hast? Hast Du die Sorge, dass Du hohe Strafen zahlen musst und damit die knappe Kasse trotzdem geplündert wird? Dann gibt es ein paar gute Möglichkeiten für Dich, weitgehend unabhängig und für wenig Geld Dein Zelt aufzuschlagen. Viele Bauern oder Almen in den Bergen haben nichts dagegen, wenn ein kleines Zelt für eine Nacht auf ihrem Grundstück aufgebaut wird. Manchmal nehmen sie etwas Geld dafür oder sie möchten, dass Du bei ihnen etwas kaufst. Außerdem gibt es in ganz Italien auch kleine und preisgünstige Campingplätze, die quasi nur aus einer Wiese und ein paar Duschen bestehen. Sie öffnen meist im März oder April und schließen Ende Oktober. Seit einiger Zeit gibt es zudem eine Webseite, auf der die italienischen Gartenbesitzer die Übernachtung mit Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt auf ihrem Grundstück günstig anbieten. Du findest sie unter www.gardensharing.it. Bei einigen ist sogar eine Mahlzeit inbegriffen. Auf diese Art hast Du weniger Stress und trotzdem nette Begegnungen mit Einheimischen.
Besonderheiten einzelner Regionen
Im alpinen Ödland von Südtirol, also oberhalb der Baumgrenzen, ist das Biwakieren im Notfall erlaubt. Hat Dich beim Wandern die Dunkelheit überrascht oder hast Du Dich verlaufen oder gar verletzt, dann darfst Du ohne Strafe übernachten. Wildes Campen ist aber geplant und dann erwarten Dich auch hier oben saftige Strafen. In den Wäldern und ganz besonders in den geschützten Zonen, den National- und Naturparks sowie in touristisch reizvollen Gegenden wird regelmäßig kontrolliert. In Absprache mit Eigentümern auf deren Grund zu übernachten ist da der beste Weg. Auch der Gardasee zählt zu den touristisch beliebtesten Gegenden Italiens. In unmittelbarer Nähe zum See musst Du mit großer Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass Du entdeckt wirst. Die Insel Sardinien wirkt außerhalb der Costa Smeralda noch an vielen Orten ziemlich unberührt, sogar an etlichen Küstenabschnitten der 1600 km langen Küste. Wenn Du also die Vorsichtsmaßnahmen nutzt und behutsam vorgehst, kannst Du sicher schöne Stellen finden, an denen Du ungestört bist und auch mal eine Nacht bleiben kannst. Die unberührte Landschaft Umbriens lädt Naturliebhaber auf eine besondere Weise zur Erholung ein. Hier gibt es ausgedehnte Wälder aus Steineichen, hübsche Wildbäche mit kleinen Wasserfällen und viel unberührte Natur. Hier findest Du ganz sicher den einen oder anderen Flecken zum Genießen, in dem Du kaum gestört wirst, wenn Du Dich an die Regeln hältst. Die acht Naturparks in dieser Region solltest Du für die Übernachtung jedoch meiden. Auch der Süden der Toskana bietet nicht nur in der Maremma gute Möglichkeiten, eine faszinierende Natur zu erleben. Die wilde Macchia mit ihren Korkeichen ist auf Korsika ebenfalls teilweise fast unberührt. Im Sommer brennen dort jedoch die Wälder oft und werden daher streng kontrolliert. Auf Sizilien hast Du im Hinterland nicht nur zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen oder Trekkingurlaub, hier finden sich ebenfalls beinahe mühelos ruhige Stellen für ein wildromantisches Camping.
Fazit
Wildcamping ist auch in Italien durchaus möglich, solange Du besonders geschützte Gebiete, Strände und Touristenhochburgen vermeidest. In abgeschiedener Natur kannst Du diese genießen, solange Du sie achtest und auch sonst Niemanden störst. Bist Du weit genug von der Zivilisation oder Naturschutzgebieten entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, ein Strafgeld aufgebrummt zu bekommen. Ist Dir das Ganze dennoch etwas zu unsicher, gibt es günstige Alternativen, die ebenso reizvoll sein können, da Du zusätzlich zu einem naturnahen Urlaub auch noch einen stressfreien Kontakt mit der Bevölkerung bekommst.